Freitagabend im Oberstufenraum. Es herrscht eine gemütliche Atmosphäre, Tische wurden zur Seite gerückt, Getränke und internationale Knabbereien stehen bereit. Die grüne Couch und viele verschiedene Stühle sind besetzt von SchülerInnen, LehrerInnen und Eltern. Eingeladen hat die Arbeitsgruppe "Bunt in Vielfalt" zur Lesung mit Gesprächsrunde. Alle warten gespannt auf die Ankunft der Hauptperson des heutigen Abends. Besonders vorbereitet haben sich Charis Raab und Luise Treiber, die Karteikarten in der Hand gehen sie ihre Moderation nochmals durch.
Und da kommt sie und erfüllt sofort den Raum mit einem Hauch Welt: Tete Loeper, Pseudonym für Divine Loeper, Autorin, stammend aus Ruanda, wohnhaft in Gernsbach.
In einer abwechslungsreichen und konzentrierten Stunde durften die Teilnehmer dieser Veranstaltung Tete Loeper zuhören, wie sie mit sanfter Stimme und charmantem Akzent aus ihrem Buch "Barfuß in Deutschland", erschienen im Orlanda-Verlag, verschiedene Kapitel vorliest. Charis und Luise interviewten sie gekonnt und entlockten ihr noch mehr Details. Tete Loeper schreibt in ihrem Buch, das auf eigenen Erfahrungen und zahlreichen Gesprächen mit anderen Migranten in Deutschland beruht, vor allem über alltäglichen Rassismus, verpackt in die Geschichte zweier Schwestern aus Ruanda, die es mit illusionären Vorstellungen vom goldenen Leben in die Welt treibt. Im Murgtal, wo sie mittlerweile lebt, erfahre Tete Loeper "netter gemeinten" Rassismus im Vergleich zu dessen härterer und aggressiverer Ausführung, die sie an ihrem vorherigen Wohnort, der Hansestadt Hamburg, erfahren musste. Befragt danach, spricht sie auch über ihre Erfahrungen mit institutionalisiertem Rassismus. Es ist ihr ein großes Anliegen, aufzuklären, sowohl die Leserschaft in Deutschland, als auch die in Ruanda, wo ihr Roman zum Schullektürekanon gehört. Hierzu arbeitet sie auch mit Bildungsprojekten zusammen. Sie gibt den Zuhörern einen Tipp: "Fragen Sie denjenigen, ob es in Ordnung ist, ihn nach seiner Hautfarbe/seiner Herkunft/seinem Weg nach Deutschland zu befragen, bevor sie es tun. Dann kann das Gegenüber entscheiden, ob ihm die Frage zu persönlich ist, sie als Ausdruck rassistischer Denkmuster, die oft gar nicht so gemeint sind, empfunden wird oder ob sie beantwortet werden kann."
Den Ausklang des Abends erlebten die Teilnehmer in vielfältigen Gesprächen über die Themen der Lesung und gingen, mit neuen Erkenntnissen, lebensbejahend verpackt trotz ihrer Schwere, nach Hause.
Copyright Fotos: Jakob Sax