Am vergangenen Donnerstag verwandelte sich die Aula des Ludwig-Wilhelm-Gymnasiums in eine politische Arena, in der sechs namhafte Politiker verschiedener Parteien vor einem jungen, diskussionsfreudigen Publikum Rede und Antwort standen. Moderiert wurde die Veranstaltung paritätisch von Maurice Neumaier und Elle Bodman, die mit einer gelungenen Mischung aus Professionalität und jugendlicher Frische durch das Programm führten.
Strukturierte Debatte mit kontroversen Höhepunkten
Die Podiumsdiskussion war in mehrere thematische Runden gegliedert. Den Auftakt bildete eine Vorstellungsrunde, in der sich die Vertreter der Parteien -Tobias Bunk (CDU), Jonas Weber (SPD), Alexander Arpaschi (AfD), Birgit Gerhard-Hentschel (Grüne), Thomas Hörth (Linke) und Jonathan Kratzer (FDP) - den Schülerinnen und Schülern präsentierten.
Im Anschluss daran wurde das viel diskutierte Thema Bildung aufgegriffen. Hier zeigte sich schnell ein Spektrum unterschiedlicher Positionen: Während die SPD punktuelle Änderungen forderte, plädierte die Linke für eine grundsätzliche Reform. Die teils gegensätzlichen Standpunkte sorgten für angeregte Diskussionen und unterstrichen die Vielschichtigkeit des Themas.
Ein besonders forderndes Element der Veranstaltung war die sogenannte "Ja/Nein-Runde", in der die Politiker mithilfe von roten und grünen Karten ihre Positionen zu vorgegebenen Fragen schnell und eindeutig kundtun sollten. Während zur Cannabis-Legalisierung Einigkeit herrschte und alle Teilnehmer eine rote Karte zeigten, bot das Thema Migrationspolitik ein uneinheitliches Bild. In dieser Runde zeigte sich eindrucksvoll, wie komplex politische Entscheidungsprozesse sind und dass es selten einfache Antworten auf schwierige Fragen gibt.
Nach der rasanten Entscheidungsrunde folgte eine intensivere Auseinandersetzung mit den Themen Nachhaltigkeit und Klimawandel. Hier wurde deutlich, dass die Herausforderungen in diesem Bereich viel Raum für Debatten bieten. Besonders spannend war die abschließende Diskussion zur Migration, bei der Fragen nach einer Obergrenze, dem US-amerikanischen Abschiebeverfahren und einer zukunftsfähigen Migrationspolitik erörtert wurden. Trotz unterschiedlicher Auffassungen waren sich alle Politiker einig: Deutschland benötigt Einwanderung, und rechtsextreme Positionen dürfen keinen Platz im politischen Diskurs haben.
Zum Abschluss der Veranstaltung wurde es noch einmal spannend: In der sogenannten "Konfrontationsrunde" mussten sich die Politiker besonders kritischen Fragen stellen. Tobias Bunk (CDU) bewertete die laufenden Koalitionsverhandlungen, während Jonathan Kratzer (FDP) Fehler seiner Partei in der letzten Bundestagskoalition einräumte, jedoch optimistisch auf die kommenden Landtagswahlen blickte. Thomas Hörth (Linke) wurde mit Fragen zur linken Jugend und aktuellen politischen Problemfeldern konfrontiert, während Birgit Gerhard-Hentschel (Grüne) ihre Haltung zu Waffenlieferungen in Kriegsgebiete darlegte. Besonders brisant wurde es bei der Frage an Alexander Arpaschi (AfD) zu Mitgliedern seiner Partei, die durch rechtsextreme Äußerungen auffallen. Jonas Weber (SPD) musste sich ebenfalls kritischen Fragen stellen und seine politische Linie verteidigen.
Nach der offiziellen Beendigung der Veranstaltung um 13 Uhr nutzten viele Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit, in kleiner Runde mit den Politikern weiter zu diskutieren. Diese lockeren Gespräche boten die Möglichkeit, offene Fragen zu klären und politische Ideen aus erster Hand zu erfahren.
Wir möchten den Politikern unseren aufrichtigen Dank für ihre Zeit und ihr Engagement aussprechen. Es ist keineswegs selbstverständlich, sich dieser Aufgabe zu widmen, und wir schätzen ihren Einsatz außerordentlich. Politik in all ihrer Komplexität faktenbasiert und verständlich zu vermitteln, ist eine anspruchsvolle Herausforderung – umso wertvoller ist es, wenn sie auf diese Weise greifbar und zugänglich gemacht wird.
Ein besonderer Dank gilt Herrn Braun, der die Rahmenbedingungen im Sinne der Schüler durchsetzte und die Veranstaltung mit einer Eröffnungsrede einleitete. Ebenso hervorzuheben sind Frau Schreiber, die sich um die Tontechnik und Organisation kümmerte, sowie Herr Lehmann, der für die Sitzordnung und Logistik verantwortlich war.
Ein ausdrückliches Lob gebührt auch den beiden Moderatoren Maurice Neumaier und Elle Bodman. Beide bewiesen Mut und Professionalität, indem sie souverän sechs erfahrene Politiker durch eine teils hitzige, aber dennoch respektvolle Debatte führten. Elle überzeugte mit ihrer ruhigen und präzisen Ansprache, und auch Maurice meisterte seine Rolle exzellent. Zudem zeigte Maurice mit seinem Engagement im Vorfeld der Veranstaltung – insbesondere bei der Kontaktaufnahme mit den Politikern und der Organisation der Fragensammlung – eine tolle Leistung. Das von ihm initiierte Format soll künftig fest am LWG etabliert werden. Dem Wunsch weiterer Klassen, an diesem Veranstaltungsformat teilzunehmen, möchten wir als Schule schon im nächsten Jahr gerecht werden.
Nicht zuletzt gilt ein großes Dankeschön den Lehrerinnen und Lehrern, die im Unterricht gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern Fragen erarbeiteten und so zur inhaltlichen Tiefe der Veranstaltung beitrugen.
Fazit: Politische Bildung hautnah erleben
Die Podiumsdiskussion war eine rundum gelungene Veranstaltung, die nicht nur Wissen vermittelte, sondern auch das politische Interesse der Schülerinnen und Schüler förderte. Die angeregten Diskussionen, die kritischen Nachfragen und die intensive Auseinandersetzung mit politischen Themen haben gezeigt, dass politische Bildung lebendig sein kann und jungen Menschen Lust auf Teilhabe macht.
Mit einem solchen Format hat das Ludwig-Wilhelm-Gymnasium ein starkes Zeichen gesetzt und bewiesen, dass Politik nicht nur in Berlin, sondern auch im Schulalltag spannend und relevant ist.
Bericht und Fotos: Christoph Wittal


