Was ist das überhaupt – Vapen? Wieso vapen Jugendliche? Wie kann ich mit meinem Kind darüber ins Gespräch kommen?
Herr Güray Kuyrukcu, Suchtberater der Fachstelle Sucht Rastatt (BWLV) nahm sich am Donnerstag, 17.10.2024 viel Zeit um fachkompetent und verständnisvoll die interessierten Eltern und Lehrkräfte zu informieren und alle entstandenen Fragen zu beantworten.
Er erklärte die verschiedenen Darreichungsformen der Vapes, vor allem konsumiert würden die Einweg-Vapes. Diese Flüssigkeitserhitzer erhitzen Liquids, die in ihrer Zusammensetzung je nach Hersteller und Produkt sehr variabel sein können. Neben den gesundheitlichen Schäden läge auch bei der Entsorgung ein Problem, denn jede Einweg-Vape enthält einen Mikrochip und eine Li-Ionen-Batterie und lande meist nicht im dafür eigentlich vorgesehenen Sondermüll.
Da die rechtliche Lage noch sehr schwammig sei, müssten die Hersteller noch lange nicht die intensiven Vorgaben einhalten, wie es bei klassischen Zigaretten der Fall sei. Dies führe zu vielen Problemen, da den Experimenten der Hersteller um Konsumenten anzulocken und zu halten keine Schranken gesetzt seien. Und so seien neben (meist) Nikotin (in unterschiedlicher Dosierung) und verschiedenen künstlichen Aromastoffen oft nicht deklarierte Bestandteile in den Liquids enthalten. Die durch das Nikotin entstehende Hochstimmung und kurzzeitige Konzentrationsfähigkeit sei neben den geschmacklichen Aspekten die wichtigste erwünschte Wirkung der Vapes. Unangenehme Wirkungen könnten unter anderem Nervosität, Atemwegserkrankungen, im seltenen Extremfall auch eine Nikotinvergiftung sein, so Güray Kuyrukcu. Neben der krebserregenden Wirkung sind so auch viele Auswirkungen auf die Gesundheit beim Konsum nicht erforscht, da ja nicht einmal bekannt sei, was die Hersteller hinzumischen. Die Sorge, psychoaktive Substanzen seien beigemischt, nahm Herr Kuyrukcu den Anwesenden aber. Grundsätzlich fehle aber durch das geringe „Marktalter“ der Vapes bisher validiertes Studienmaterial. Was aber nachgewiesen wurde, sei der stetig gestiegene Konsum in den letzten Monaten. Eine weitere Zunahme sei zu erwarten, so der erfahrene Suchtberater. Schon jetzt habe jeder siebte Jugendliche einmal gevapet, Jungs seien hier häufiger dabei als Mädchen. Die durch das, teils auch hoch dosiert enthaltene, Nikotin entstehende Suchtwirkung sei aber das offensichtlichste Problem.
Wieso gerade Jugendliche vapen, liegt für den Suchtberater auf der Hand. Vor allem psychologische Motive in der Zeit der Adoleszenz sieht er hier als ausschlaggebend. Vapes ermöglichten den Konsumenten eine Identitätsstiftung, auch durch personalisierte und für die Konsumenten wohlschmeckende Liquids. Die erwünschte Wirkung, oft auch zur für die Jugendlichen oft nötige Stressreduktion, hervorgerufen durch das Niktoin, will von den jungen Konsumenten immer wieder erzielt werden und ist mit dem schnellen Griff zur Vape dann kurzzeitig da. Der kurzfristige Spaß sei für einen Jugendlichen in dieser Umbauphase des Gehirns wichtiger als die langfristigen Folgen. Neben den Faktoren des Gruppendrucks und dem Reiz des Verbotenen, denn der Erwerb und Konsum ist nur Volljährigen gestattet, seien diese Aspekte verführend.
Vor allem, wenn Jugendliche mehrmals täglich (auch am Vormittag) und auch alleine konsumierten, immer wieder ans Vapen denken müssten und damit begännen, mehr Geld dafür auszugeben, sei ein riskanter Konsum vorhanden.
Güray Kuyrukcu beriet die Anwesenden auch hinsichtlich eines möglichen Gesprächs mit Jugendlichen zu dem Thema. Er empfahl hierbei mit Zeit, möglichst wertoffen und nicht belehrend vorzugehen und verstehen zu wollen, was sich der Jugendliche von einem Konsum verspricht. Für unterstützte Gespräche mit Eltern und Jugendlichen steht die Fachstelle Sucht Rastatt mit ihren Beratern zur Verfügung.
Wir danken Herrn Kuyrukcu für diesen informativen Abend!